Der Blues ist ein wichtiges Thema für Jazzgitarristen. Natürlich nicht nur für Jazzgitarristen, aber im Jazz haben sich außerordentlich viele verschiedene harmonische Varianten um diese wunderbare Form gebildet. Ich habe ein Lehrvideo mit dem Titel ‚Jazzblues – Basis und Moderne‘ produziert, bei dem es vorrangig um Improvisation und eben die verschiedenen harmonischen Varianten geht. Natürlich ist auch die Begleitung ein Thema, aber der Schwerpunkt liegt auf der Improvisation. Deshalb habe ich mir überlegt zumindest ein paar Varianten hier in Form eines Blogartikels zu veröffentlichen. Für meine Patreons gibt es noch ein bisschen mehr auf meiner Patreon-Seite www.patreon.com/frankschultz
Die erste Variante, mit der ich hier beginnen möchte, ist fast schon ein Klassiker und auch in dem erwähnten Video zu finden. Es werden sogenannte ‚Shell-Voicings‘ – bestehend aus dem Grundton, der Terz und der Septime – um einen Optionston – die 9 oder 13 – oder eine Alteration – b9, #9, b5 oder #5 – ergänzt. Das Resultat sind relativ einfach spielbare und gut klingende Voicings.
Abb1: Standard Jazzblues mit 9-und 13-Akkorden
Für die nächste Variation des Jazzblues in Bb habe ich sogenannte Umkehrungen benutzt. Von Umkehrungen sprechen wir, wenn immer dieselben Töne in verschiedenen ‚Reihenfolgen‘, besser noch: Stimmen, gespielt werden. Um das zu verdeutlichen habe ich in Abb. 2 einmal die Umkehrungen des Bb7 Akkordes aufgeschrieben. Die jeweilige Umkehrung wird durch den tiefsten Ton definiert, daher auch die Schreibweise: Bb7/D liest sich „Bes sieben mit D im Bass“.
Abb.2: Umkehrungen von Bb7 auf den mittleren Saiten (Drop2-Voicings)
Hier folgt nun in Abb. 3 eine Bluesvariante, die diese Idee nutzt. Durch die Umkehrungen und die kleine harmonische Variante in den Takten 3 und 4 wirkt diese Version deutlich anders als das erste Beispiel.
Abb.3: Blues mit den Umkehrungen der jeweiligen Akkorde
In Abb.2 und 3 werden ausschließlich die Basisvierklänge – also ohne 9, 11 oder 13 – genutzt. Die Erweiterungen der Akkorde sorgen für ein farbigeres Klangbild und lassen sich auf verschiedene Art und Weise einbinden. Zum einen kann man natürlich einfach einen oder zwei Töne zum jeweiligen Basisakkord hinzufügen. Was hier aber auf jeden Fall bedacht werden muss, ist zum einen, dass wir jetzt – im Gegensatz zu den vier Stimmen vorher – einen fünf- oder sechsstimmigen Akkord haben. Eine zweite Möglichkeit ist es, einfach einen der vier Töne im Akkord so zu verändern, dass quasi ein neuer Vierklang entsteht, der den ursprünglichen Sound ersetzt. Man spricht hier von einem ‚Substitut‘. Wenn wir zum Beispiel den Grundton Bb unseres Bb7-Akkordes durch die None C ersetzen, ergibt sich – mit Hilfe des Basses, der weiterhin den Grundton spielt – ein Bb7,9-Klang. Die Töne C, D, F, Ab bilden den Vierklang Dmi7(b5). Wir können uns als Regel merken: Um einen Dominant-7,9-Sound zu erzeugen, kann der Ursprungsakkord durch einen Moll-7(b5)-Akkord eine Terz höher ersetzt werden. Natürlich auch durch seine Umkehrungen.
Abb.4: Umkehrungen für Dmi7(b5)-Akkorde
Als Abschluss folgt hier nun eine Blues-Variante die dieses Substitut und die vorangegangenen Ideen mischt. Die Akkorde im oberen System entsprechen dem Standard Jazzblues, die Akkorde im unteren System entsprechen dem jeweiligen Substitut.
Abb.5: Blues in Bb mit allen besprochenen Varianten
Ich hoffe, die Beispiele sind hilfreich und inspirieren zu eigenen Variationen. Solltest du Fragen oder Kommentare haben, melde dich gern per Email!
Viel Spaß beim ausprobieren!
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