Zeit ist Geld! Oder?

Wir leben in einer Zeit, in der uns die technischen Hilfsmittel unglaublich Vieles vereinfachen. Der Laptop, beispielsweise, auf dem ich diesen Text gerade schreibe, ist eine dieser Vereinfachungen! Ich kann einen Absatz löschen oder ausschneiden, um ihn an anderer Stelle wieder einzufügen oder mit einem Handgriff die Schriftart und -größe ändern.
Mit einer Schreibmaschine oder gar handschriftlich wäre das ein riesiger Mehraufwand.


Das Handy ist ein weiteres Beispiel: immer und überall erreichbar zu sein – sowohl per E-Mail, Whats App oder auch, ganz profan, telefonisch – , macht uns um ein vielfaches flexibler und effizienter; man stelle sich nur mal vor, man müsste in seinem Büro auf einen Anruf warten oder gar auf den Antwortbrief!


OK, wir sparen also immens viel Zeit. Zumindest in der Theorie. Denn in der Realität wird wohl kaum jemand von sich behaupten, er (oder sie) habe viel Zeit übrig.
Selbstverständlich lassen wir uns deshalb unsere Zeit – mehr oder weniger teuer – bezahlen, beziehungsweise müssen für die Zeit Anderer mehr oder weniger tief in die Tasche greifen. So gesehen ist Zeit tatsächlich Geld.
Aber das Zeit mit Geld nicht wirklich gleich zu setzten ist, wird klar, wenn wir versuchen Zeit zu sparen. Oder anders herum: ich kann die Gleichen 50,-€, die ich jetzt verdienen könnte, auch später verdienen, aber das ganz bestimmte Zeitfenster um warm zu essen, mit meinen Kindern zu spielen oder einfach zu schlafen, wenn ich müde bin, kommt nicht wieder.
Dies soll unter keinen Umständen ein moralischer Zeigefinger-Text werden! Es geht vielmehr darum, nicht alles aus dem Blickwinkel der Effizienz zu betrachten, sondern die Effektivität nicht außer Acht zu lassen.


Effizienz und Effektivität


Um kurz die Begriffe zu klären: Effizienz beschreibt das Verhältnis zwischen Ergebnis und Aufwand, fragt also beispielsweise: Wie schnell kann der Abwasch erledigt sein?
Effektivität setzt ein Ergebnis mit dem eigentlichen Ziel in Verhältnis, fragt also – um bei unserem Beispiel zu bleiben – wie sauber ist das Geschirr nach dem Abwasch?


Effizienz soll hier nicht verteufelt werden. Aber es sollte im Vorfeld einer Aufgabe die Überlegung stehen, ob bei dem, was es zu tun gilt, Effizienz wirklich zielführend ist!

Ein Beispiel: Während ich diesen Text schreibe, empfange ich eine E-Mail von einem Schüler, der, sagen wir, eine Frage zur letzten Unterrichtseinheit hat. Die E-Mail wird mir sofort angezeigt und erregt natürlich meine Neugier. Dadurch wird der Gedankenfluss, der diesen Artikel formt, unterbrochen. Ich überlege unwillkürlich, – das ist ein bisschen wie mit dem rosa Elefanten, an den es doch bitte nicht zu denken gilt – worüber wir in besagter Stunde gesprochen haben oder was generell behandelt wurde. Der vorherige Gedanke rückt immer weiter in den Hintergrund, und spätestens wenn die Antwort-Mail formuliert wird, muss ich mit dem Artikel quasi von vorne anfangen. Einer Untersuchung von Dr. Gloria Mark, Professorin an der Universität Irvine/ Californien, zufolge, dauert es im Schnitt ca. 25 Minuten, bis wir den ursprünglichen Faden wieder aufnehmen, nachdem wir Abgelenkt worden sind. Dabei ist es natürlich sehr effizient die E-Mails sofort zu bekommen und in kürzester Zeit zu beantworten.
Aber effektiver ist es, sich bestimmte Zeiten einzuplanen, an denen die E-Mails manuell abgefragt und gegebenenfalls en bloc beantwortet werden.

Natürlich kommt sofort die Frage nach der Dringlichkeit auf. Was, wenn ich eine wichtige Mail verpasse? Hierzu ein Gedankenexperiment: Welchen Inhalt hat eine E-Mail, deren Beantwortung nicht einen halben Tag warten kann? Wirklich dringende persönliche Angelegenheiten finden sicher auf anderen Kanälen unsere Aufmerksamkeit. Selbst wenn eine einmalige Chance oder ein einmaliges Angebot per E-Mail „hereinflattert“, dann hat ein Zusatz, wie ‚bitte sofort Antworten‘ doch eher etwas von einem aufdringlichen Haustür-Geschäft – von denen doch so wie so abzuraten ist – als von seriösem Geschäftsgebaren.


Aber zurück zur Effektivität: Lesen ist dafür ein weiteres Beispiel. Wenn ich einen guten Roman oder ein Gedicht lese – einfach des Lesens willen – lasse ich mir viel Zeit und genieße jede Seite und jeden Satz. Anders ist das beispielsweise bei Fachbüchern, Blogs oder Artikeln, bei denen es mir ausschließlich um Informationen und Daten geht! Hier ist ein effizienter Ansatz absolut angebracht! Es ist eine gute Idee, sich mit dem Thema „Speed Reading“ zu beschäftigen, um die Informationen aus einem Text schnellstmöglich aufzunehmen. Auch mehrere Bücher parallel zu lesen kann zeitsparend, und damit sinnvoll sein – aber eben nicht, wenn es um das lustvolle Lesen eines guten Romans geht.



Kleine Helfer


Die Beschäftigung mit Zeit und deren sinnvoller Nutzung ist heute – wahrscheinlich genauso wie früher auch – enorm wichtig! Die Helfer, die uns Zeit „einsparen“ sollen, sind hervorragende Werkzeuge um Zeit sinnlos zu füllen und sich dabei gut zu fühlen!
Aber es ist natürlich nicht alles schlecht. Ich benutze beispielsweise folgende (Android-) Apps, die mir zur Zeit helfen, wenn es um das Vereinfachen meines Alltags geht:


Evernote – diese App ist quasi meine „Schaltzentrale“. Mit ihr bereite ich Unterricht, ebenso wie Texte dieser Art vor, und merke mir interessante Webseiten, genauso wie den leckeren Wein

;-)

Evernote wird auf allen möglichen Geräten synchronisiert und bietet verschiedene Möglichkeiten die Notizen mit Dritten zu teilen.

Multi Timer -Aufgaben haben die Tendenz, sich der zur Verfügung stehenden Zeit anzupassen. Habe ich fünf Stunden um eine Aufgabe zu erledigen, dauert es auch fünf Stunden. Habe ich nur drei Stunden, dauert es drei. Dieses Phänomen ist als Parkinson’sches Gesetz bekannt. Auch wenn Herr Parkinson seinerzeit einen satirischen Hintergrund hatte, ist doch einiges dran, an dem ‘Gesetz’. Daher habe ich mir angewöhnt, viele meiner Aufgaben zu timen. Das gibt mir eine Art “Raster”, das es mir ermöglicht fokussiert zu arbeiten, ohne ständig auf die Uhr schauen zu müssen.
Multi Timer erlaubt unter anderem mehrere Timer parallel laufen zu lassen und den automatischen Neustart eines Timers nach seinem Ablauf. Dies macht es möglich, eine Zeitspanne in weitere, noch kleinere Teile einzuteilen.

IFTTT – diese App ermöglicht es, Aufgaben zu automatisieren. Sei es das WLAN auszuschalten, wenn ein Standort verlassen wird, zu bestimmten Zeiten das Telefon stumm zu schalten oder auch einen Blog-Artikel zu speichern – zum Beispiel in Evernote – sobald er erscheint. Das erspart das unnötige Suchen und Surfen im Internet.


Um zum Abschluss den Bogen zurück zur Frage vom Anfang zu spannen: Ist Zeit wirklich Geld? Aus meiner Sicht : Nein! Zeit ist um ein vielfaches wertvoller, als Geld! Jetzt müssen wir nur noch lernen, das auch zu schätzen und uns entsprechend zu verhalten!


Danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast diesen Artikel zu lesen! Ich hoffe, er war ein wenig lehrreich oder zumindest inspirierend. Hinterlasse mir gerne einen Kommentar oder schreibe mir eine E-Mail.
Bis bald,

Frank Schultz